Anleihen (Bonds) - Alles über zinsliche Wertpapiere
Martin
Zuletzt Aktualisiert: 11. Juni 2021
Das Wichtigste in Kürze
- Anleihen sind Wertpapiere, welche von Staaten, Banken oder auch Unternehmen herausgegeben werden. Ein anderer Ausdruck für Anleihen ist "Renten".
- Die typische Verzinsung (Ertrag) normaler Anleihen liegt zwischen 1,5% - 2,5%, wobei es einzelne Ausreißer nach Oben und unten gibt.
- Anleihen, welche an Privatanleger ausgegeben werden, bezeichnet man manchmal auch als "Publikumsanleihen". Die Stückelung (= Preis einer einzelnen Anleihe) beträgt entweder € 100,-, € 500,- oder € 1.000,-.
- Aufgrund der geringen Rendite macht ein Investment in Anleihen kaum Sinn. Eine bessere Alternative sind ETFs.
- Da Anleihen genau wie andere Wertpapiere an der Börse gehandelt werden, unterliegen diese schwankenden Preisen. Der aktuelle Kurs ist dabei von Faktoren wie der Bonität des Emittenten, der Restlaufzeit etc. abhängig.
- Im Unterschied zu Aktien werden mit einer Anleihe keine Unternehmensanteile erworben.
- Sie können auf drei Arten an Anleihen verdienen: Durch Zinserträge sowie Kurs- und/oder Währungsschwankungen. Die durchschnittliche Rendite beträgt jedoch 0,5 % und somit ist nicht mal die Inflation gedeckt, welche im Durchschnitt bei 2% liegt.
Was sind Anleihen?
Anleihen (auch “Bonds”, “Renten” oder “Schuldverschreibung” genannt) sind festverzinsliche Wertpapiere, welche von Staaten aber auch Unternehmen herausgegeben werden. Der Zweck einer Anleihe auf Seite des Herausgebers (Emittent) dient der Kapitalbeschaffung. Wenn Sie als Anleger (Zeichner) eine Anleihe kaufen, gewähren Sie einen Kredit. Man könnte auch sagen, dass Sie in dem Fall die Position einer Bank einnehmen. Im Gegenzug bekommen Sie einen festen Zinssatz zugesprochen.
Am Ende der Laufzeit bekommen Sie also Ihren Einsatz inklusive Zinsen zurück und haben so im besten Fall einen Gewinn eingestrichen.
- Bei Staatsanleihen sowie Anleihen großer Unternehmen besteht kaum ein Ausfallrisiko.
- Einfaches Finanzprodukt, welches kein großes Finanzwissen voraussetzt.
- Eine Investition in Anleihen zahlt sich heutzutage aufgrund der geringen Zinsen nicht oder nur in sehr wenigen Fällen aus.
Kupon, Nennwert, Laufzeit & Co : Wichtige Begriffe einfach erklärt
Im Zusammenhang mit Anleihen fallen oft einige Begriffe, auf die wir im Folgenden eingehen möchten, da deren Bedeutung für Anfänger nicht immer sofort ersichtlich ist.
- Kupon: Als Kupon wird der jeweilige Zinssatz einer Anleihe pro Kalenderjahr bezeichnet. Wirft eine Anleihe also einen Zins von 2,00 % p.a. ab, spricht man auch von einem "2,00 % Kupon".
- Nennwert: Als Nennwert wird die Größe einer Anleihen-Stückelung (Teilschuldverschreibung) bezeichnet. Benötigt ein Emittent beispielsweise 1 Million Euro und teilt diese Summe in 1.000 Anteile, beträgt der Nennwert der Anleihe in diesem Fall genau € 1.000,00. Es ist also in diesem Beispiel nicht möglich, einen Betrag unter dieser Summe zu investieren.
- Laufzeit (Restlaufzeit): Die Laufzeit gibt die gesamte "Lebensdauer" einer Anleihe an. Also den Zeitraum von der Ausgabe bis zum letzten Tag des Handels. Laufzeiten bis 4 Jahre werden als "kurzfristig" eingestuft, bei 4 - 8 Jahren als "mittelfristig" und als "langfristige" Anleihen gelten Laufzeiten von über 8 Jahren. Als "Restlaufzeit" wird der Zeitraum zwischen dem heutigen Datum bis zur Tilgung bezeichnet.
- Emission und Emittent: Als "Emission" wird die Ausgabe einer Anleihe bezeichnet. Dies wiederum geschieht seitens eines "Emittenten". Der Emittent ist der Herausgeber einer Anleihe, der Geld benötigt und kann dabei ein Staat, ein Unternehmen, eine Bank und andere Institutionen sein.
- Emittentenrisiko: Anleihen unterliegen, wie fast alle Wertpapiere und Schuldverschreibungen, dem sogenannten Emittentenrisikos. Das bedeutet im Klartext: Sollte der Emittent Konkurs anmelden müssen, wird die Anleihe wertlos.
- "Senior" und nachrangige Anleihen: Diese beiden Unterscheidungen sind wichtig, wenn es um das Risiko geht. Senior-Anleihen sind Anleihen, welche im Falle eines Konkurses vorrangig behandelt werden. Man hat also eine höhere Chance, auch in Problemfällen zu seinem Geld zu kommen. Nachrangige Anleihen haben diesbezüglich das Nachsehen und werden erst nach allen anderen Gläubigern bedient.
Rendite & Ertrag: Macht es Sinn, in Anleihen zu investieren?
Selbstverständlich existieren Anleihen, welche eine noch höhere Rendite als hier angegeben abwerfen. Jedoch ist dies dann auch mit einem unverhältnismäßig hohem Risiko verbunden.
Fest- oder variabel verzinliche Anleihen?
Was die Verzinsung angeht, unterscheidet man zwischen zwei Arten von Anleihen:
- Festverzinsliche Anleihe: Bei festverzinslichen Anleihen (auch "Straight Bond" genannt) erhalten Sie als Investor einen jährlichen, fixen Zinssatz über die gesamte Laufzeit einer Anleihe.
- Variabel verzinste Anleihen: Ist eine Anleihe variabel verzinst (auch "Floater" genannt), orientiert sich der Zinssatz an einem Referenzzinssatz und ist damit von anderen Faktoren wie zum Beispiel der Wirtschaft oder Politik abhängig.
Diese verschiedenen Arten von Anleihen gibt es
Mit der Zeit haben sich verschiedene Formen von Anleihen mit unterschiedlichen Ausprägungen entwickelt. Die Hauptunterschiede liegen dabei im Emittenten sowie verschiedener Risikoklassen.
Staatsanleihen
Die auch als "Government Bonds" bekannten Anleihen werden von Staaten wie zum Beispiel Österreich ausgegeben. Für einen Staat bedeutet es einen einfachen Weg einer Finanzierung. Für Anleger sind Staatsanleihen dagegen eine relativ sichere Investition. Verwandte Anleihen-formen sind (Bundes-)Länder sowie Gemeindeanleihen, was das Gleiche auf kleinerer Ebene ist.
Unternehmensanleihen (Corporate Bonds)
Unternehmensanleihen werden von Unternehmen emittiert (ausgegeben). Investoren erwerben jedoch keinen Anteil am Unternehmen wie dies bei Aktien der Fall ist, sondern gewähren diesem einen Kredit. Diese Form der Geldbeschaffung wird manchmal anstatt einer Fremdfinanzierung durch eine Bank eingesetzt.
Nullkuponanleihen (Zerobonds)
Nullkuponanleihen zeichnen sich dadurch aus, dass es bei dieser Art von Anleihe keine Zinserträge gibt (Kupon = Zinsen). Anleger können also nur auf eine Kurssteigerung hoffen, welche sich aus der Differenz vom Ausgabepreis bis zum Rückkauf ergeben kann.
Genussscheine
Genussscheine werden von Unternehmen ausgegeben und können der individuellen Ausgestaltung nach einer Anleihe ähneln. Auch bei diesem Wertpapier wird der investierte Betrag am Ende der Laufzeit zurückgezahlt. Des Weiteren enthalten manche Genussscheine das Recht, sich in Form von jährlichen Ausschüttungen am Gewinn des Unternehmens zu beteiligen. Eine bestimmte Höhe der Zinsen ist allerdings nicht garantiert.
(Fremd-)Währungsanleihen
"Währungsanleihen" sind gleichbedeutend mit "Fremdwährungsanleihen" und bezeichnen Rentenpapiere, welche in einer anderen Währung als dem Euro ausgegeben werden (zum Beispiel US-Dollar oder Yen). Je nachdem wie man die Entwicklung einer Währung einschätzt, lassen sich so zusätzliche Gewinne erzielen, wenn der Kurs der Währung am Ende der Laufzeit höher stehen sollte als zu Beginn. Umgekehrt kann es aber auch einen Verlust geben, wenn eine Währung abgewertet wird.
Wandelanleihen
Unter Wandelanleihen sind Anleihen zu verstehen, welche mit dem Recht (in manchen Fällen auch Pflicht) einhergehen, diese zu einem bestimmten Zeitpunkt 1 : 1 in Aktien des emittierenden Unternehmens umzutauschen (zu "wandeln"). Das kann vorteilhaft sein, wenn man durch die Umwandlung die Möglichkeit hat, wertvollere Wertpapiere zu bekommen. Sollte die Wandelschuldverschreibung mit einer Pflicht einhergehen, kann es unter Umständen nachteilig sein.
Optionsanleihen
Die Optionsanleihen gehört zu den Derivaten und verbindet die Eigenschaften einer Anleihe mit der Option Aktien des Unternehmens zu einem vorab definierten Kurs zu erwerben, die Anleihe gehen andere Anleihen umzutauschen oder Konditionen wie die Laufzeiten zu ändern. Somit gibt es bei Optionsanleihen generell mehr Möglichkeiten als bei Wandelanleihen.
Gewinnschuldverschreibungen
Gewinnschuldverschreibungen sind Genussscheinen sehr ähnlich und auch hier ist der Zinsertrag vom Gewinn des Emittenten abhängig und kann schwanken. Im Unterschied zu Genussscheinen allerdings existiert bei Gewinnschuldverschreibungen eine festgelegte Mindestverzinsung.
Pfandbriefe
Pfandbriefe werden nur von Banken oder Kreditinstituten ausgeben. Diese Form von Anleihen wird durch Immobilien und/oder Grundstücke gedeckt. Das Ausfallrisiko wird meist mit dem einer Staatsanleihe verglichen und gilt daher als besonders sicher. Trotzdem gibt es meist etwas höhere Zinsen.
Hybridanleihen
Hybridanleihen sind eine der riskantesten Anleihenarten, haben jedoch im Gegensatz zu normalen Anleihen ein höheres Renditen-Potenzial. Das "Hybrid" ("Gekreuzt") kommt daher, das es ein fixer Zinssatz mit einem Risikozuschlag ("Prämie") gemischt wird. Ein Nachteil liegt darin, dass Hybridanleihen bei einer Insolvenz nachrangig bedient werden. Eine Laufzeitbegrenzung gibt es hier meist nicht. Verkauft werden kann natürlich trotzdem jederzeit.
Anleihenfonds
Anleihenfonds sind Fonds, welche das Kapital zu einem überwiegenden Teil in festverzinsliche Anleihen anlegen. Die Idee dahinter ist durch eine breite Streuung eine nahezu 100%ige Sicherheit zu erreichen. Da Sicherheit jedoch immer zu lasten der Rendite geht, zahlt sich ein Investment in Anleihefonds kaum bis nie aus.
Welche Risiken beinhalten Anleihen?
Auch wenn Anleihen als sichere Geldanlage gelten, sind diese aber nicht risikofrei. Im Folgenden sehen wir uns an, wo sich das Risiko bei einem Anleihen-Investment verbergen kann:
- Kursschwankungen: Da Anleihen wie alle anderen Wertpapiere auch, börslich gehandelt werden, unterliegt der Kurs dem üblichen Spiel von Angebot & Nachfrage.
- Zinsänderungen: Bei Anleihen mit variablen Zinsen richtet sich der Zinssatz maßgeblich nach dem sogenannten "Marktzinsniveau". Dieser wiederum ist abhängig vom Leitzins, welcher von der Europäischen Zentralbank regelmäßig angepasst wird, um die Konjunktur (Wirtschaft) zu beeinflussen. Grundsätzlich gilt: Steigt das Marktzinsniveau, fällt der Anleihenkurs. Fällt das Marktzinsniveau, steigt der Anleihenkurs.
- Konkurs des Emittenten (auch "Kreditrisiko und "Bonitätsrisiko"): Kein Staat und schon gar keine Unternehmen sind vor Konkurs geschützt. Wird der Herausgeber zahlungsunfähig, kann es dazu führen, dass Anleger nicht mehr entschädigt werden können. Senior-Anleihen haben diesbezüglich jedoch einen Vorteil ggü. nachrangigen Anleihen (Erklärung siehe weiter oben).
- Liquidität: Möchte ein Investor seine Anleihen bereits vor Laufzeitende veräußern, muss es genügen Käufer auf der Gegenseite geben, welche ihm die zinslichen Wertpapiere auch abnehmen. Ist dies nicht der Fall, können die Anleihen nicht verkauft werden.
- Währungsrisiko: Bei Währungsanleihen in Fremdwährungen besteht das Risiko einer Kursabwertung gegenüber dem Euro.
- Aufkündigung: In den Bedingungen mancher Anleihen wird festgehalten, dass der Emittent sich ein Sonderkündigungsrecht vorbehält. Dieses Recht kann zum Beispiel in Anspruch genommen werden, wenn, um das Risiko hoher Zinszahlungen an die Anleger zu vermeiden.
Anleihen und Steuern in Österreich
Sowohl laufende Zinseinnahmen, Kursgewinne durch Verkauf vor Ende der Laufzeit oder bei Gewinn, sobald die Anleihe getilgt wird: Die Kapitalertragssteuer beträgt für alle drei Fälle 27,5%.
Sonderfälle
Sonderfälle bei der Besteuerung von Anleihen bestehen in folgenden Fällen:
- Sollten Sie Altbestände von Anleihen in Ihrem Depot haben, welche vor dem 01.10.2011 angeschafft worden sind, sind etwaige Gewinne komplett steuerfrei.
- Bei Wohnbauanleihen gibt es eine Sonderbegünstigung: Bis zu einer Zinshöhe von 4,00 % müssen keine Abgaben gezahlt werden. Dies gilt allerdings wirklich nur für Zinserträge. Alles über 4,00 % als auch realisierte Kursgewinne schlagen mit dem üblichen Steuersatz von 27,5 % zu Buche.
Weiterführende Informationen, Literatur & Quellen
https://www.investopedia.com/terms/b/bond.asp